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The House of Mirth
Ausgestoßen

"The House of Mirth", Literaturverfilmung des Engländers Terence Davies.

REINHARD KRIECHBAUM

Was hat sich Lily Bart schon zuschulden kommen lassen? Sie geht - als Teil der besseren Gesellschaft im New York des Jahres 1905 - eben mit dieser Gesellschaft um. Doch was diese Leute dem jungen Mädchen gerne nachgesehen haben, nämlich dass es kein (eigenes) Vermögen besitzt, wird plötzlich zur Bedrohung für die hübsche Frau. Vermögen zu erheiraten wäre das probate und gesellschaftlich anerkannte Mittel. Es fehlt auch nicht an Freiern. Doch Lily ist nicht bereit, das verlogene Spiel mitzumachen. Ihr wirklicher Fehler ist ihre Moral - und damit liegt sie ganz falsch in einem Umfeld, wo der finanziell gut belichtete schöne Schein alles ist. Da gilt jedes Mittel als gut, das den sozialen Talmi-Glanz weiter aufpoliert.

Lily hingegen fragt: "Wo hört die Würde auf und fängt die Redlichkeit an?" Aus der Mitspielerin wird eine, der die Gesellschaft übel mitspielt. Ein vermeintlich hilfsbereiter Börsianer (verheiratet, versteht sich) erwartet wie selbstverständlich eine Gegenleistung in weiblichen Naturalien; eine "Freundin" unterstellt Lily ein Verhältnis zu ihrem Mann; die Intrigen häufen sich, die Ausgrenzung passiert in kleinen Schritten, aber mit der Unerbittlichkeit einer griechischen Tragödie.

Die einzige wahrhaftige Beziehung in diesem Reigen der Verlogenheiten, jene zwischen Lily und dem jungen Lawrence Selden, hat von Anfang an keine Chance: Er hat nicht genug Geld für eine Frau aus diesen Kreisen, in denen er selbst nur als attraktiver Charmeur (und potenzieller Gespiele) akzeptiert wird.

"The House of Mirth" (deutscher Titel: Haus Bellomont) ist in Wirklichkeit also eines der Eiseskälte. Die amerikanische Schriftstellerin Edith Wharton (1862-1937) hat im gleichnamigen Roman hart abgerechnet mit der amerikanischen Gesellschaft. Auch als Film-Script (von Regisseur Terence Davies eingerichtet) bleibt das Besondere der literarischen Vorlage erhalten: Hinter jeder freundlichen Floskel, hinter jeder vornehmen Belanglosigkeit lauert der Dolch.

Die Kette der Intrigen läuft kleingliedrig, und das Ungeheuerliche lauert immer hinter scheinbar sonniger Fassade. Gillian Anderson ("Akte X") in der Hauptrolle spielt mit nobler Zurückhaltung, wie sie auch den übrigen Darstellern eignet. Es ist jene Figur, die sich am stärksten wandelt, die Leidenschaft und Trotz ausleben dürfte - aber Gillian Anderson macht das eben mit vielen Zwischentönen und einer Spur von Geheimnis.

Daten und Fakten
Regie: Terence Davies
Schauspieler: Gillian Anderson, Eric Stoltz, Dan Aykroyd, Eleanor Bron, Terry Kinney
Genre: Literaturverfilmung

ENDE

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