back

naacher.de

EDITH WHARTON: DAS HAUS DER FREUDE

Edith Wharton war, besonders bei uns, lange Zeit vergessen und ist erst in den letzten zwanzig Jahren wieder- und dabei neu entdeckt worden. Inzwischen gibt es zahlreiche Publikationen über sie und ihr Werk.
Selbst dem alteingesessenen "Hochadel" New Yorks entstammend, der sich zur Jahrhundertwende 1900 im Umbruch und langsamer Auflösung befindet und vom Geldadel der neureichen Wirtschaftsbosse unterwandert wird, verbringt sie einen Großteil ihres Lebens in Europa. Zum Verdruß ihrer Familie trennt sie sich von ihrem ersten Mann, dem sie aus Vernunft- und Wirtschaftsgründen angeheiratet wurde und wird Schriftstellerin.

Lebenslang und besonders in ihren ersten Werken bewegt sie sich in diesem Kreis des oberen Gesellschaftsadels, schildert das abgehobene, eingesperrte, sinnsuchende Leben ihrer Helden und Heldinnen. Im "Haus der Freude" ist dies die junge, gesellschaftlich erfolgreiche und auf dem Höhepunkt der Bewunderung stehende, aber selbst verhältnismäßig arme Lily Bart, die verzweifelt versucht ihren eigenen Ansprüchen gerecht zu werden, eine Vernunftheirat zu arrangieren um sich wirtschaftlich abzusichern. Doch immer wieder und öfter kommt ihr das eigene Schicksal dazwischen. Die nichteingestandene Liebe zu einem selbst recht mittellosen Rechtsanwalt, die Verstrickung in die Intrigen der gesellschaftlich um Anerkennung und Bewunderung kämpfenden Damen und Herren, die eigenen Wunschvorstellungen trennen sie vom Vernuftziel. Selbst den Intrigen zum Opfer fallend, aber nicht in der Lage sich aus dem Kreis der Verachtung und Abhängigkeiten zu lösen , gerät Lily in einen Strudel der sie in die gesellschaftliche Isolation und totale Verarmung reißt.
Edith Wharton schafft es mit wunderbaren Schilderungen und geschliffenen Dialogen eine untergehende Welt wieder auferstehen zu lassen. Dabei ist ihre Feder sehr spitz und es mangelt nicht an geharnischter Gesellschaftskritik, mitunter sehr subtil und versteckt. In späteren Jahren hat sie sich von dieser allzu negativen Darstellungen dieses Lebens teilweise distanziert. Nach der Verfilmung von "Zeit der Unschuld" durch Martin Scorsese 1999 erscheint nun ab September "Haus Bellomont - Die verborgene Leidenschaft der Lily Bart" von Terrence Davies mit einer grandiosen Gillian Anderson in der Hauptrolle in den deutschen Kinos. Zwei Filme die das Werk Edith Whartons auch hierzulande wieder ins Gespräch bringen werden.


Edith Wharton
Das Haus der Freude
Reclam
ISBN: 3-15-008520-9
DM 18,00

ENDE

back